Montag, 20. September 2010

Die eigenen 4 Wände

11 Monate mußte ich auf das verzichten, was einem sonst doch eigentlich lieb und teuer ist - die eigenen 4 Wände. Darum genieße ich es nun doch sehr, wieder mein eigenes Reich um mich zu haben - zumindest eines, das größer ist, als ein Schlafsack.

Dank tatkräftiger Unterstützung zog ich am Samstag wieder zurück in meine Wohnung.
Alles ist noch wie vor einem Jahr, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
Die Schränke jedoch sind noch leer, die Wände kahl, es fehlen zum Teil noch Möbelstücke - dafür beherbergt das Wohnzimmer eine Burg aus Kartons...
Langsam wird diese Burg löchrig und nach und nach finden die Dinge wieder zurück zu ihren alten Plätzen (oder in den Müll). Es ist doch erstaunlich, was ich alles so besitze. Obwohl ich wirklich niemand bin, der extrem an Dingen hängt, die er nicht mehr benötigt, kommt doch Einiges zum Vorschein, was ich offensichtlich vor 11 Monaten noch nicht in der Lage war, zu entsorgen. Ja, manchmal brauchen die Dinge wohl ihre Zeit..
Ebenso überwältigend empfinde ich das Gefühl, vor meinem Kleiderschrank zu stehen. Ich frag mich, ob ich jemals in der Lage war, all die Dinge zu tragen. Wenn man bedenkt, dass ich die letzten Monate die Wahl zwischen 3-5 T-Shirts hatte, ist der Stapel allein an T-Shirts ein und der selben Farbe doch beachtlich... Großzügig beschenke ich auch hier das "Rote Kreuz" und es fühlt sich fast befreiend an, eine gewisse Übersichtlichkeit erreicht zu haben.
Glücklich und weniger im "Spendenrausch" blicke ich jedoch auf meine Schuhe. Meine geliebten Schuhe, die ein Jahr lang im Karton schlummern mußten. Ein Lächeln in meinem Gesicht und die Sicherheit, dass ab sofort wieder der passende Schuh zur Farbe der Gardrobe getragen wird.
Schluss mit den ewigen Wanderschuhen, der Bio-Fußbett-Wandersandale und dem Billig-Warehouse-Sneaker... Auch das - ein Gefühl von Befreiung!

Neben der Wunderwelt meines eigenen Hausstandes, beschäftige ich mich mit vielen bürokratischen Dingen. Teilweise verstaute ich Dinge so gut, dass ich sie nur mit Mühe wieder fand - so wie meine kompletten Bankunterlagen inkl. aller Karten, die jetzt natürlich nicht hier in Berlin liegen, sondern noch immer in Wiesenburg - ergo, ich komme nur eingeschränkt an mein Geld. *grummel*
Auch Telefon- und Internet sind derzeit provisorisch, der Stromanbieter meiner Wahl (mein Gott, die Zahl der Anbieter hat sich in einem Jahr Abwesenheit verhundertfacht) erneuert gerade sein online-Portal, sodass es den online-Tarif aufgrund dessen nicht gibt, bis der Internetauftritt wieder funktioniert. Komische Sache... Nunja, dann kann ich halt erst dann meinen Strom anmelden...
Zudem sortiere ich eine Briefeflut, wie ich es sonst nur aus meinem Arbeitsalltag von meinen Klienten kenne, welche "100 Jahre" ihre Post nicht geöffnet haben. Mein ganzer Boden liegt voll von Umschlägen, Werbung, Kontoauszügen, Versicherungsunterlagen und mehr oder weniger wichtigem Schriftkram... Mit gekonntem Blick füllt sich weiter der Müllsack und es bleibt ein, noch immer beachtlicher Stapel, den ich noch genauer durchsehen und dann abheften muss.
Morgen gehts nun zum wichtigsten Termin für mich - zum Arbeitsamt.
Die Frage danach, ob ich nun eine 3-monatige ALGI Sperre bekommen werde, wegen meiner Selbstkündigung, wird sich in den nächsten Tagen beantworten. Die Sorge, dass es so sein könnte, macht Druck und ich hoffe inständig, dass die 3 Monate bereits mit meiner Abwesenheit abgegolten sind. Ob es so ist, konnte mir bisher keiner beantworten.

Es ist ein seltsames Gefühl.
Noch vor einem Monat hatte ich lediglich mich und meinen Rucksack voller lebensnotweniger Dinge. Und plötzlich habe ich wieder einen ganzen Sack anderer "Verpflichtungen" am Bein. Wie schnell das geht und wie sehr sich "Freiheit" im Nachhinein nochmal neu definiert.

Die eigenen 4 Wände - dennoch - es ist mein Zuhause.
Ich bin wieder da!

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