Donnerstag, 10. Juni 2010

Heldin - und keiner hat's gesehen ...

Ha... im Moment bin ich wohl guter Stimmung im Kampf gegen ihn - meinen inneren Schweinehund.
Voller Tatendrang stürtzte ich mich ins Abenteuer, einen im Lonely Planet als sehr lohnenswerten Aufstieg zu meistern, auf den Paritutu - ein steiler und felsiger Hügel, dessen Name passender Weise übersetzt wird mit "ansteigender Felshang".Vom Gipfel aus schweift der Blick Kilometerweit um 360° übers Meer, die Stadt und den Mt. Taranaki bzw. den Egmont National Park. Die Sicht verdient sich, wer bereit ist, 30 Minuten zu kraxeln. Und wenn da "kraxeln" steht, dann meine ich auch "kraxeln". So stand ich am Fuße des überdimensionalen Felsbrockens, der wie in die Landschaft gelegt worden schien und dachte mir.. "Hm, dann mal los!"
Normalerweise hätte mich Jörn hier hoch gescheucht, da bin ich ganz sicher. Und nun mach ich das sogar freiwillig... Stolz auf mein Vorhaben und voller Enthusiasmus stürtzte ich mich in die Umsetzung. Den Beginn machten Stufen - hohe Stufen - und ich dachte mir mit keuchender Lunge "Na super, wieder so ein Anstieg mit 60Mio. Stufen". Mein Ziel im Auge, ließ ich mich jedoch von keiner Atemnot unterkriegen und erklomm jeden Zentimerter beflissen weiter. Aber dann - plötzlich waren die Stufen zu Ende. Mein Blick fiel auf eine Metallkette die rechterhand in nahezu senkrechter Steigung vor mir den Berg hoch ging. "Wie", dachte ich - daran soll ich mich jetzt hoch ziehen??? "Ja", antwortete meine innere Stimme. Hm.. nun los, dachte ich mir - jetzt hab ich mich schon bis hierher gequält, dann werde ich das auch noch schaffen. Es war eine wahre Kletterpartie und ich fühlte mich wie Reinhold Messner... Während ich halb ziehend, halb steigend, mal mehr, mal weniger auf allen Vieren Meter um Meter erklomm, fiel mir ein, dass ich hier ja auch wieder hinunter muss. Hinauf geht es ja bekannterweise immer leicht, aber hinunter. Schließlich wollte ich nicht enden, wie eine Katze auf einem Baum.. Eine Feuerwehr mit Leiter würde mich hier sicher nicht retten, soviel stand fest...
Ich verdrängte den Gedanken für's erste, und beschloss mich darauf zu konzentrieren, wie ich die Steinwand am besten nach oben kam. Und ich kam an... strahlenden Gesichtes und stolz auf mich. Eigentlich würde mich Jörn an dieser Stelle für meine Ausdauer loben.. nun, er war nicht da, somit lobte ich mich selber und befand, dass ich das wirklich gut hinbekommen habe. Die Sicht war, wie nicht anders zu erwarten, grandios. Der Mt. Taranaki zwar in Wolken, aber das schreckte mich nicht davon ab, mich zu fühlen, wie ein wahrer Bergsteiger. Ich genoss das Panorama ausgiebig, bevor ich mich an den gefürchteten Abstieg machte. Es war steil, sehr steil und teilweise hangelt ich mich an der Metallkette hinunter. Die "Steinstufen" waren zum Teil so hoch auseinander, dass es ein 1,60m-Mensch kaum eine Chance hat, einen so großen Schritt zu machen. Da blieb nur der "Mut zur Lücke" und mich per Metallseil eben an der Felswand hinunterzulassen. Hach, war ich gut! Ich kam lebend unten an und strahlte wie eine Heldin! So benannte ich mich heute gleich zu einer solchen und finde, dass ich dafür eindeutig einen Felskletterorden verdient habe!
Paritutu


Neben meiner Gipfeltour genoss ich das heutige tolle Wetter in vollen Zügen.
Wenn es doch die anderen Tage nur halb so schön wäre, wäre ich zufrieden.
So wollte ich natürlich so wenig zeit wie möglich im Auto verbringen und legte daher einen ausgibiegen "New Plymouth - Tag" ein.

Er begann mit einem Spaziergang durch den Pukekura Park, der 2007 zur "Schlossallee" der neuseeländischen Monopoly-Version gekürt wurde - keine andere Sehenswürdigkeit erhielt landesweit mehr Stimmen. Gut, der Park war durchaus sehr, sehr schön - dass er nun aber so einmalig herausragend ist, dass konnte ich jetzt nicht feststellen.
Pukekura Park


Danach ging es zu Fuß quer durch die Stadt bis hinunter ans Wasser. Vorher legte ich ja noch den bekannten Zwischenstop in der Bibliothek ein, um euch die Fotos hochzuladen. Es ist echt praktisch, dass man hier in nahezu jeder Bibliothek kostenlos ins Internet kommt, eben auch mit W-Lan. Bei der Internetpreisabzocke hier in Neuseeland, ist das wirklich eine praktische Sache. Nun, ich zähre ja seit Christchurch von meiner Monats-Flatrate, was mir sicher einen ziemlichen Luxus beschert. Für umgerechnet gute 20€ -allerdings mit Begrenzung der MB - finde ich das aber ok. Da ich allerdings nie sicher bin, wieviele MB ich noch übrig habe, vermeide ich intensive Down- und Uploadmanöver.

Nach der Bibliothek wandelte ich etwas am Strand auf uns ab. Es ist ein toller Strandweg ausgebaut - 6km entlang der Stadt an der Küste.
Ich bin jetzt nicht die ganze Strecke gelaufen, da ich noch ein paar andere Sachen vor hatte, eh sich die Wolken wieder vor die Sonne schieben.
Mein Magen verlange beispielsweise nach einem kalorisch hochwertigen Kaltgetränk, was ich mir kurz darauf bei meiner "Gipfeltour" wieder abtrainieren sollte. Quasi eine vorgezogene Belohnung!
Stadt


Weiter ging es dann in Richtung Stratford, wo ich übernachten wollte, um von dort aus, meine morgige Tour fortzusetzen.
Auf dem Weg dorthin sollte man noch an einem malerischen Spiegelsee vorbei kommen, mit Kulisse des Mt. Taranaki. Nun, wie jedes Mal, wenn ich Spiegelseen ansteure, die als solches deklariert sind, suche ich vergeblich nach dem Spiegelmotiv... Bisher waren noch immer die ungeplanten Spiegelungen die schönsten. So auch diesmal. Nix Spiegekung dafür eine magisch wunderbare Sicht auf den Mt. Taranaki. Zuerst in Wolken verhangen zog er Stück für Stück auf (und wieder zu und wieder auf...). Es ist wohl immer etwas Glück, ihn wolkenfrei zu sehen. Bei meiner Gipfeltour hatte ich dieses Glück nicht und auch nicht erwartet, dass ich den Vulkan, der hier absolut der optische Magnet ist, noch zu Gesicht bekommen würde. Somit war meine Freude grenzenlos, als ich den schneebedeckten Berg vor gold-glänzender Herbstkulisse bestaunen konnte. Es ist wirklich wie Magie und ich hätte wohl noch Stunden auf den Berg starren können.
Die Gegend hier ist eher flach. Der Mt. Taranaki jedoch ragt aus dieser Ebene majestätisch hervor ... ringsherrum zwar noch ein paar kleinere Berge bzw. Vulkane, aber nicht in der Ausdrucksstärke und Höhe.
Mt. Taranaki


Nach einem wundervollen Tag an der frischen Luft, sitze ich nun hier in Stratford.
Morgen werde ich von hier aus den Forgotten World Highway bis nach Taumanurui fahren.
Die Straße, von der 12km nicht asphaltiert sind, windet sich durch hügeliges Buschland vorbei an vielen historischen Orten und Kulturerbestätten der Maori, vorbei an verlassenen Kohlebergwerken und Denkmälern für längst Verstorbene. Man sollte für die Tour gute 4 Stunde einplanen mit jeder Menge Stopps.
Ich hoffe, dass das Wetter einigermaßen hält!

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