Sonntag, 6. Juni 2010

Südinsel - ein letztes Mal

Es ist 6:40 Uhr - ich sitze auf der Interislander-Fähre von Picton (Südinsel) nach Wellington (Nordinsel).
Draußen ist es noch stockfinster und es regnet zudem - kein schöner Abschied. Aber wie hätte der Abschied auch jemals schön sein können - wollte ich doch eigentlich gar nicht weg hier...

Den gestrigen Tag nutze ich bei Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen (trotz Winter), um noch etwas durch Nelson zu schlendern.
Eine Art Kunst- und Biomarkt, der jeden Samstag Vormittag im Zentrum stattfindet, sollte mein erstes Ziel sein. Und es war herrlich...
Es gab jede Menge Obst und Gemüse von einheimischen Farmern, Kunsthandwerk und verschiedene Leckerei zum Essen. Ein reges Treiben, musikuntermalt, durch Kinder, die mit Till-Eulenspiegel-Mützen auf Flöten trällerten - durchaus ein vertrautes deutsches Gefühl. Es fiel schwer, nicht gnadenlos zuzuschlagen. Ich hätte so Vieles gern probiert und gekostet oder auch handwerkliche Dinge, als Mitbringsel in Erwägung gezogen. Allerdings überwog dann doch der Verstand - zum Einen kostentechnisch, zum Anderen auch hinsichtlich meiner begrenzten Gepäckkapazität und der Tatsache, dass ich alle Neuseelanderrungenschaften noch ohne Auto werde durch Australien schleppen müssen.
Somit gönnte ich mir lediglich zwei gute deutsche Nahrungsmittel, deren Geschmack mir wahrlich auf der Zunge zerging - eine deutsche Leberkässemmel mit Sauerkraut und Senf (von einem deutschen Metzger, der von Rügen hierher ausgewandert ist) ... und anschließend eine Waffel mir Maple Syrup und Sahne (auch ein deutscher Stand - eruierte aber nicht den Ursprung der Betreiber) ... War das lecker, sag ich euch. Endlich mal wieder gewohnte Qualiätsnahrung! Keine Pressglutamatwurst .. keine Schlabberwaffel ... sondern einfach nur ... *yummi*.
Ich genoss es und ließ mich einfach treiben. Anschließend trieb es mich noch auf einen Lookout - einen Berg in Nelson, der angeblich das "Center of New Zealand" darstellt - also das geografische Zentrum. Nun, ob es stimmt mag ich nicht zu beurteilen. Ich kraxelte im Schweiße meines Angesichtes den Berg hoch, legte mich mal wieder mit meinem inneren Schweinehund an und besonders beim Bergabgehen mit meinem Muskelkater in den Oberschenkeln.
Anschließend ging es auf den knapp 2-stündigen Weg nach Picton. Ein letztes Mal durch die Berge der Südinsel fahren, durch die Ebenen der Marlbourough Täler ... wieder einmal Weinanbau über Weinanbau, tolle Herbstfarben, tolle Kulisse und eine schluchzende Ariane ...

Tja, und dann saß ich da.
Auf dem selben Campground, auf dem ich damals mit Carina, Susi und Manu campierte, als wir gemeinsam voller Neugier auf den "neuen Kontinent" hier ankamen.
Hier ging meine gemeinsame Reise mit Carina los - unsere gemeinsamen 3 Monate. Wer hätte das damals gedacht?!
Über 4 Monate sind seitdem vergangen - alles sieht genauso aus und doch ist die Situation ganz anders.
Viel Fragen sind indzwischen beantwortet, Orte, die vorher nur Namen waren, haben Gesichter bekommen, Geschichten wurden geschrieben, Erinnerungen geboren... Ich liege Abends in meinem Auto und lasse die zurückliegenden Monate Revue passieren. Regen prasselt gegen mein Auto und mit einem lachenden und einem weinenden Auge denke ich daran, was ich alles erlebt habe...
Ich wußte, dass die Zeit schnell vergehen würde. Aber so schnell!?
Mit dem Abschied von der Südinsel beende ich einen Teil meiner Reise. Ich bin auf dem Rückweg, auf dem Weg nach Hause.

Es ist witzig, immer wenn ich Menschen daheim erzähle, wie lang ich noch hier bin, kommt die Reaktion: "Das ist ja noch so lange!" Ich selbst habe ein ganz anderes Gefühl dazu - für mich ist es nämlich gar nicht mehr lange. Für mich fühlt es sich an, wie zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges.
Ich habe gerade mal die Tage gezählt: genau 33 Tage bin ich nun noch in Neuseeland.
33 Tage von dann insgesamt 8,5 Monaten...

Was sind nun meine nächsten Pläne?
Wenn ich heute in Wellington ankomme, wird es noch früh am Morgen sein - 9:30Uhr.
Das Wetter für heute und die kommenden Tage ist mal wieder alles andere als gut angesagt, sodass meine Pläne wieder etwas wanken.
Nachher will ich noch ins Te Papa Museum in Wellington. Es ist riesig groß und soll wohl ausgesprochen gut sein. Zumindest steht das in sämtlicher Reiseliteratur und wurde mir zudem von sämtlichen "Besichtigern" rückgemeldet. Daher stört mich der Regen heute nur wenig.
Die kommende Woche wollte ich dann an der Westküste entlang in Richtung Norden reisen und kommenden Sonntag etwa Hamilton / Raglan erreichen.
Ich kann dort auf einer Farm 2 Wochen wwoofen. Angesichts mir selbst auferlegter Sparmaßnahmen sollte ich das wohl tun.
Wenn nun allerdings das Wetter so arg schlecht ist, weiß ich nicht, ob ich die Strecke bis Sonntag schaffe. Ich will ja auch was sehen und nicht nur im Dauergrau die Landschaft durchdüsen..
Wenn es dann allerdings mit den 2 Wwoofing-Wochen war wird, wird es Ende Juni sein. Dann gehts zurück nach Auckland, Treffen mit Doro zwecks Klärung meines Autorückverkaufes und im besten Fall gemeinsam mit Susi (ansonsten alleine) nochmal für 8 Tage durchs Northland (alles über Auckland). Am 09. Juli muss ich spätestens zurück sein, zwecks Abgabe Auto und Abwicklung sämtlicher Formalitäten. Am 10. Juli geht dann bereits mein Flug nach Australien und Neuseeland ist für dieses Mal unwiderbringlich Geschichte. Ja - das werden sie also sein, meine letzten 33 Tage hier...

Draußen wirds langsam hell. Ich werd mal meine Nase in den Fähr-Fahrtwind stecken ... Marlbourough-Sound gucken.. :o)

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