Donnerstag, 8. Juli 2010

Ein verkorkster vorletzter Tag

Was für ein total verkorkster Tag liegt hinter mir.
Hatten wir uns alles so schön vorgestellt für heute, meinem letzten Tag zur freien Verfügung hier in Neuseeland, so kam es, wie es kommen mußte 1. anders und 2. als mal denkt....

Los ging es mit dem Wecker klingeln um halb sieben.
Wie schon bei der letzten Weltmeisterschaft wollte ich nun auch wenigstens einmal ein Spiel ansehen. Bisher hatte ich weder Gelgenheit noch außerordentliches Interesse dafür. Aber zum Halbfinale zog mich Susis Euphorie dann doch mit und wir quälten uns mehr oder weniger pünktlich füh um halb sieben aus unseren kuschelig warmen Betten, um uns in das kalte Wohnzimmer zu setzen und auf den Bildschirm zu starren. Mir ist sowas ja immer viel zu aufregend, erst recht, wenn sich das Drama irgendwie ja schon anbahnte...
Erster Mißerfolg des Tages also nach 90 Minuten skeptischen Blickes auf einen südafrikanischen grünen Rasen...

Anschließend wollten wir zu zwei Stränden fahren, nach Karekare und Piha.
Bei Letzterm war ich schon mal - ganz zu Beginn meiner Reise. Karekare liegt etwas südlicher - auch ein vulkanischer Strand, also schwarzer Sand und noch einsamere Landschaft. Seinerzeits auch Drehort für Das Piano.
Nach dem Frühstück wollten wir also starten, als sich prompt ein Regenguss über Auckland ausschüttete, der in der Wettervorhersage mit keinem Wort erwähnt wurde. Lt. Vorhersage, stand strahlender Sonnenschein auf dem Programm.

Es hieß also warten und überlegen ... wir fuhren dann schließlich los, als es wieder etwas aufriss.
Wirklich sonnig wurde es aber nicht.

In Karekare angekommen, stellten wir fest, dass man duch einen knie- bis knöchelhohen Bach laufen muß, um zum Strand zu gelangen.
Schön, wenn das auch im Reiseführer steht, man es aber gepflegt überliest. Und schön auch, wenn man gerade eine Stunde zuvor das Auto komplett leer geräumt hat (muß ja meine Sachen bis morgen sortieren und mein Auto abgeben)... also nix Handtücher, Socken .. o.ä.
Nunja, Hosenbeine hochgekrämpelt und ab durchs eiskalte Wasser. Ist ja nur Winter hier...
Dann mal wieder Wasser .. ähm, Regen .. von oben... grrrr
Naja, der Strand war dennoch schön. Etwas deprimierend, so einsam, schwarzgrau und total weit. Dazu die schroffe Küste und der tosende Wind.
Auf dem Weg zurück wollten wir besonders clever sein und den Bach an einer Stelle überqueren, wo es uns günstiger erschien und weniger spitze und rutschige Steine das Flußbett bildeten.
Schien allerdings nur so. Nach Ewigkeiten Getapse durch sumpfigen Dühnenmatsch tauchte 10 Meter vor dem Parkplatz ein Seitenarm auf, der viel zu tief war, um dort durchzulaufen.
Also zurück durch den Matsch.. platsch, mit Schuh im Sumpf versunken.. Schuh nass, Socken nass und beim genervten Versuch, den Bach schon eher zu überqueren, rutschten mir dann auch noch die Hosenbeine meiner Jeans ins Wasser, die ich wohl etwas locker über den Knieen gekrempelt hatte...
Ganz toll! Bis über die Knie also ne klatschnasse Jeans am Körper, nasse Schuhe und Socken...
Piha, Strand Nummer 2, war damit gestrichen und bei Heizung volle Ladung ging es zurück nach Auckland. Das Wasser der Hosenbeine zog sich dann so langsam die Oberschenkel hoch... ein tolles Gefühl...

Zuhause angekommen erinnerten wir uns, das ja heute ein Insektenkiller das Haus aussprüht.
(Das machen die Neuseeländer häufig, damit nicht so viel Viehzeug ins Haus kommt. In dem Fall war es aber speziell wegen Ameisen, die sich hier seit letzter woche breit machten.. auch das nichts ungewöhnliches. Gegen die Ameisenscharen auf meiner letzten Wwoofing Farm, war das hier ein trostloses Grüppchen...)
Jedenfalls durften wir aufgrund dessen nicht ins Haus. Ich konnte gerade noch meine Hose wechseln, dann mußten wir das Haus verlassen.

Gut, Plan war, auf die Ponsonby Road zu gehen.. eine Straße mit vielen süßen kleinen Läden hier um die Ecke.. etwas alternativer gehalten und recht flairvoll.
Irgendwie war mir wohl aber die Autofahrt im saunaartigen 30Grad Innenraum nicht bekommen, sodass ich plötzlich totale Kreislaufprobleme hatte und fast nichts mehr sehen konnte. Ich dachte, ich erblinde in Kürze, wenn ich denn nicht schon vorher direkt an Ort und Stelle kollabiert bin, und wurde schon leicht panisch..

Susi nötigte mich dazu, meinen Wasserflaschenrest zu leeren, den ich schon eine nicht mehr zählbare Anzahl von Tagen in meinem Rucksack mit mir rumschleppe. Ja, ich trinke zu wenig .. ich weiß. Ist aber gut und billig und erspart unnötige Gänge auf unhygienische Einrichtungen zur Entleerung der menschlichen Notdurft...

Nur langsam gewann ich meinen Sehsinn zurück und ich entschied los zu fahren, Richtung Ponsonby Road.
Beim Rückwärts ausparken übersah ich dann auf der schmalen Straße ein hinter mir parkendes Auto, welchem ich fast um nur wenige Zentimeter wohl eine nette Beule in der Seitenfront verpasst hätte. Wer erzählte mir erst gestern Abend etwas von Ruhe- und Aktivitätspuls!! ;o)
Beides addierte sich wohl und zog sich in dessen Summe, direkt wieder ab, von meiner gerade zurückgewonnenen Sehqualiät..
Schon sehr genervt fuhr ich dennoch weiter, klappte auch alles gut, sogar das Einparken in diesen schlimmen linksseitigen Längsparklücken. Ich glaube, Susi war es nicht ganz so wohl und sie gab mir alles Geschehen um mich herrum lieber nochmal wieder... Doublecheck nennt man das hier auch...
Kaum steh ich in der Parklücke, seh ich hinter mir einen LKW, der verdächtig näher kommt. Er wollte vor mir auf den Standstreifen fahren und übersah mein Auto wohl genauso, wie ich jenes 5 Minuten zuvor und fuhr mir voll gegen meinen Seitenspiegel, der natürlich nach hinten weg knickte...
Ich sah nichts mehr außer Rot und stürmte aus dem Auto um dem unwissenden indischen Fernfahrer zu artikulieren, dass er gerade mein Auto zu Schrott gefahren hatte, was ich morgen verkaufen wollte. War natürlich alles nicht ganz so schlimm. Der Spiegel ließ sich wieder zurück klappen. Sieht jetzt aus, wie immer, ich wackel auch nicht länger dran rum...

Kaum Luft geholt, bemerkte ich, wie sich ein stechender Schmerz in meinem Kopf breit machte.
Migräneanfall - na toll.
Kopfschmerztablette rein, um nach 10 Minuten ein derartiges Überlkeitsgefühl zu empfinden, dass ich nur noch Augen für den nächsten Busch hatte.
War dann aber doch nicht nötig, und wir fuhren direkt wieder heim. Ins Haus konnten wir noch immer nicht, wegen dem Insektenfritzen...
Wenn ich schon nix habe, dann aber einen Van mit Matratze... zwischen Übelkeits- und krampfartigen Migräneschüben, überlebte ich die folgenden 45 Minuten, um dann endlich wieder in das Haus zu können.
Natürlich war während der ganzen Zeit das Autolicht an, was ich vergass aus zu machen.

Der Weg ins Haus führte direkt am Klo entlang in meinen Schlafsack.
Draußen scheint die Sonne und langsam scheint mein Kreislauf wieder zur gewohnten Form zurückzukehren.
Mein vorletzter Tag ist um. Ich ess jetzt Cadburry Tripple Choc Eis mit Sahne...
... und dann heißt es PACKEN!!!!

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