Dienstag, 13. Juli 2010

Fahrt mit dem "Indian Pacific": Sydney - Perth

Seit vorgestern nun fahre ich Zug.
Inzwischen habe ich 2 Nächte hinter mir und Nina und ich richten uns gemeinschaftlich schon häuslich ein auf unseren Plätzen.

Los ging es am 10.07. um 15:00 Uhr ab Sydney Central Station - also ein paar Stunden nach meiner Ankunft in Sydney.
Es war viel wärmer in der Stadt, als erwartet und der viele Trubel und die Hochhäuser waren schon sehr gewöhnungsbedürftig.. dazu mein schweres Backpack ... entspanntes Reisen ist etwas anderes.. meine Emotionen schwanken zwischen Wehmut und Vorfreude..

Dann endlich saßen wir drin - im Indian Pacific.
Der Indian Pacifik verbindet die Ost- und die Westküste Australiens.
Nach dem ersten Drittel, was noch durch verhältnissmäßig viel Zivilisation führt - dem ganzen Gebiet um Sydney und Adelaide, geht es ab dem zweiten Abend durch das Outback... Busch ... Busch ... Busch ... um nach 1,5 weiteren Tagen dann in Perth zu landen.

Der Zug in ein historischer Zug - die Strecke ist es noch mehr.
Es ist kein ICE sondern eher ein silbernes ewig langes Etwas, dass sich ratternd und polternd dahin bewegt.
Nina und ich buchten selbstverständlich die billigsten Tickets - also Sitzplätze.
Wobei wir feststellten, dass wir von den Billigplätzen noch die besseren erwischten - nämlich die, mit viel Beinfreiheit und einer recht guten Möglichkeit sie in in eine Liegeposition zu klappen.
Die erste Nacht war dennoch mehr als gewöhnungsbedürftig und es galt sich herumzuschlagen mit Schnarchern, Niesern, Stinkern und in den Gängen umherwandelenden Menschen... Entsprechend des wenigen Schlafes, tat der frühe Stopp in Broken Hill sehr gut, um die Lebensgeister wieder zu wecken. Wir erlebten den Sonnenaufgang in der kleinen Silberminenstadt, die an diesem frühen Sonntag Morgen noch mehr als schlafend vor uns lag.
Sonnenaufgang in der australischen Weite...
Bilderbuch- und Travelerephantasien in Einem.
Knallroter trockener Erdboden, übersäht mit mehr oder weniger hohem dunkelgrün-grauem Buschwerk und knochigem Gestrüpp...
... dann der erst leicht orange, dann glühende Himmel am Horrizont .... Unendlichkeit, soweit das Auge reicht und Outdoorromantik erster Klasse...
Der Zug fährt, das verwehrt mir die Möglichkeit, jene Eindrücke fotografische festhalten zu können.
Gebannt schauen Nina und ich aus dem Fenster - das ist Australien, wie man es sich vorstellt.

Später sehen wir einen Emu in der Weite und ein hüpfendes Kängeru....
... Australien!

Weiter ging es nach Adelaide: 7 Stunden Zugfahrt.
Zwischendurch begegneten wir dem "Ghan" - der Zug, der die Nord- und Südküste verbindet - den ich später ja mit Tobi fahren werde.
In Adelaide hatten wir einen weiteren Stopp - diesmal von guten 3 Stunden.
Nina und ich nutzen ihn, um in die Stadt zu laufen - endlich Bewegung und für mich endlich die Möglichkeit ein paar Essensvorräte einzukaufen.
Das Fast Food im Zug ist zwar bezahlbarer als befürchtet, allerdings nicht wirklich mein Geschmack - Vitamin- und Obstmangel...
In den Bäumen auf dem Weg ins Stadtzentrum zwitschern Papageien und diverse andere Vögel in allem erdenklichen Bunt. Wir fühlen uns wie im Vogelhaus eines Botanischen Gartens.

Bepackt mit Essen und einem kleinen Eindruck von Adelaids City (ich werde hier später mit Tobi nochmal sein) ging es dann weiter den Gleisen nach - geradewegs ins Outback.
Das "Leben" im Zug zusammen mit Nina ist sehr lustig. Wir machen das Beste aus unserer "Holzklasse" und können über jeden noch so merkwürdigen Umstand lachen - sei es über die im Ausschnitt des T-Shirts landene Avocadostücken, die merkwürdigen Tischkonstruktionen an den Sitzen, die 5 Helfer brauchen, um zu Halten, das Duschen im fahrenden Zug und seltsame Gepflogenheiten noch seltsamer Mitreisender. Wir beobachten Menschen und fragen uns, was bestimmte Charaktere wohl dazu bewegt, sich diese Fahrt "anzutuen". Es reisen unheimlich viele alte Menschen, die allerdings mehr tot als lebendig wirken und aussehen. Scherzhafterweise vermuten wir, dass die wohl auf dem Weg zu ihrem Hausarzt sind - von einer Buschprovinz zur nächsten...

Meine zweite Nacht stattete ich mich direkt beim Einschlafen mit Oropax aus, sodass mir der schnarchende Pfarrer hinter mir egal war.
Punkt 22:00 Uhr geht das Licht aus, Punkt 7:00 Uhr wieder an. Ja, Disziplin ist alles und manchmal fühlen wir uns wie bei einem Pfardfinderausflug..
Lustig auch, wenn das verwirrte ältere Mitreiseklientel in immer wieder kehrendem Abstand den dick rot markierten Feueralmarmknopf in der Dusche drückt, in der Annahme, dies sei der Lichtschalter..

Heute nun ist Montag, der 12.07.
Der Tag begann abermals mit einem leuchtenden orange-gelben Sonnenball, der sich langsam über der australischen Weiter erhob und dabei den Horrizont brennend erschienen ließ..
Und nun fahren wir.... stundenlange Weite.... Zwischenstopp in Cook, einer halb-verlassenen Geistersiedlung inmitten der Nullarbur Plain..

Ich habe mir einen der beiden Steckdosenplätze in der "Mitropa" gesichert und werde mal meine bisherigen Fotos sichten, sodass ihr auch was zu Gucken habt, wenn ich denn mal dazu komme, etwas hochzuladen...

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