Donnerstag, 12. November 2009

Ein Wwoofing-Tag

Heute mal ein kleiner Einblick in meinen Tag beim wwoofen..

Mein Wecker klingelt um kurz vor 8:00.
Eigentlich klingelt er nicht, weil ich, wie immer, schon vor dem Klingeln wach werde.

Stattdessen werde ich geweckt von der Morgensonne, dem Blöcken der Ziegen und Schafe, dem Krähen des Hahnes und dem Zwitschern der Vögel..
Beim Blick aus dem Fenster bin ich jeden Tag aufs Neue überrascht von der traumhaften Kulisse, die mich hinter den Vorhängen erwartet. Jeden Morgen sieht es anders aus, wenn sich die Berge aus den Wolken schieben, die Nebelschwaden davor und die ersten Sonnenstrahlen, die erst sanft, dann aber binnen weniger Minuten immer intensiver werdend, ihren Weg zwischen Bergen, Wolken und Morgendunst finden, um direkt in mein Zimmer zu scheinen.
Eigentlich könnte ich nur aus dem Fenster gucken - leider zählt das jedoch nicht zu den anrechnungsfähigen Zeiten einer Wwoofing-Tätigkeit ;o)
Nach dem allmorgendlichen Staunen, ob der Schönheit der Landschaft, geht es ab ins Bad, um dann etwa 8:15 Uhr drüben bei den anderen zu sein.
Die Kinder sind dann bereits alle wach und turnen in der Gegend rum. Zum Frühstück gibt es für die Kids entweder Griesbrei oder Brot..
Natürlich wollen sie jetzt alle immer nur Brot, weil ich das auch esse... ;o)
Bevor ich esse, sind die Hühner dran. Meine Aufgabe: Hühner füttern.. wie die auf mich hören... *puuut, puuut, put...* ... Hühnersprachen = international! ;o)
Beim ersten Mal ist mir direkt ein Schaf ausgebüchst. Die 3 Schafe rennen nämlich mit im Hühnergehege herrum und sind gar nicht so dumm, wie sie aussehen. Haben die doch echt das Tor hinter mir auf bekommen - ich hatte es nicht richtig eingehakt. Jaja, clevere Tiere - die wissen wohl: "Ah, wieder ein neuer Wwoofer = Chance auf ein offenes Tor!" Nun achte ich darauf, dass jedes Tier da bleibt, wo es hin gehört.
Nach dem Hühner füttern bin ich selbst dran, mich zu versorgen.
Ich esse jeden Morgen 2 Scheiben vom frisch gebackenen Brot - mit selbstgemachtem Ziegenkäse und selbst gemachter Marmelade. Dazu natürlich Rohmilch im Kaffee vom Bauern nebenan... Hm, wie das schmeckt..
Frisch gestärkt, geht es dann ab zu den Ziegen aufs Feld. Dort wurde vor einer Weile Holz verbrannt, sodass ein gutes Stück Feld jetzt karg ist bzw. mit Holzresten, Asche und verbranntem Boden überzogen. Da dieser ja ziemlich nährstoffreich ist (wir erinnern uns an das Thema "Brandrodung des Regenwaldes" aus dem Geografieunterricht...), ist es nun meine Aufgabe, die oberste Schicht abzutragen - so tief, bis halt der Lehmboden beginnt. Leider gefällt es auch den Diesteln auf diesem Fleckchen, sodass mein Arbeitseinsatz immer damit beginnt, als erstes die Diesteln auszubuddeln. Dann wird das grobe Holz zusammengehakt und dann halt die oberste Erdschicht in die Schubkarre verfrachtet. Nebenbei kommen dann immer noch die Ziegen an, die mein Werkeln dort ja außerordentlich spannend finden. Es sind 2 junge Böckchen, die ständig spielen wollen. Dem entsprechend wuseln die gelgendlich immer wieder in meiner Nähe herrum, knabbern an meinen Sachen, oder meinen Armen / Ellenbogen, hüpfen in die Schubkarre oder stoßen mich an, um mit ihnen zu spielen..
Mit voller Schubkarre beladen, geht es dann einmal quer über den Hof, in den Hühnerstall zum Kompost, wo ich die Erde abladen soll.
Zwischendurch habe ich 3 Tore zu passieren. Aufgrund des geflüchteten Schafes, bin ich immer etwas übervorsichtig, dass mir ja kein Tier entfleucht..
Besonders die Ziegen kommen mir ja ständig hinterher und finden es natürlich sehr spannend, wenn ich samt voller Schubkarre vom Feld will, dazu aber eben das Tor öffnen muß... Aber auch hier kam mir ein cleverer Gedanke! Da Ziegen ja von Natur aus extrem verfressen sind und sich auf alles Grüne stürzen, pflücke ich einfach Blätter vom Baum, wo die nämlich nicht mehr ran kommen... Der Baum steht ein Stück weg vom Tor, sodass ich erst die Schubkarre dorthin fahre, dann zum Baum zurück laufe.. 2 Äste mit Blättern abpflücke und die Ziegen rufe. Die freuen sich natürlich und kommen mir stehenden Fußes entgegen gespurtet. Ich werfe den Ast dann noch ein Stückchen weg, und spurte im selben Atemzug zurück zum Tor, um dort mit meiner Schubkarre aus dem Tor zu kommen... :o)
Hat bisher noch immer geklappt und die Ziegen haben doof geguckt...
Ich habe an 2 Arbeitstagen bisher das halbe Feld fertig. Nach etwa 2 Stunden bin ich k.o. und wechsel die Arbeit. Zwischendurch esse ich noch was.
Danach habe ich mich bis dato immer den Erdbeeren gewidmet, die völlig verunkrautet waren. Die Kunst besteht darin, die mit diversen Unkräutern verwobenen Erdbeerpflanzen stehen zu lassen und den Rest zu entfernen. Hört sich leichter an, als es ist, da eben alles miteinander verwoben und verwachsen ist. Somit sitze ich an der Minierdbeerfläche schon seit 3 Tagen und entflächte in mühevoller Kleinarbeit Unkraut von Erdbeerpflanzen... Habe inzwischen das Gefühl, jedes Erdbeerblatt persönlich zu kennen. Sieht ganz schön leer aus die Fläche - jetzt, wo ich fast fertig bin.. Morgen werde ich es schaffen.
Nach der Erdbeerpflanzenextrahierungsaktion ist es immer so 14:00 Uhr. Gestern habe ich noch ein Trink- und Schwimmbecken der Enten geputzt - heute nix mehr. Bin nach der Arbeit bisher immer so k.o., dass ich erstmal ne Stunde schlafe bzw. bisher die Zeit dazu genutzt habe, ein paar Sachen am PC zu machen. (Bilder bearbeiten, Mail beantworten, Blog formulieren...)
Irgendwann danach gehe ich dann wieder rüber. Ich helfe mit beim Tisch decken bzw. Spühlmaschiene ein-/ausräumen, spiele etwas mit den Kindern und füttere dann wieder die Hühner. Dann gibts Abendessen - also warm. Sonja kocht jeden Tag frisch und total lecker..
Danach helfe ich beim Ab- und Aufräumen. Die letzten beiden Tage ging es dann zum Ziegen melken bzw. gestern haben wir angefangen Käse zu machen. Besser gesagt, ich habe zugeguckt und mir alles erklären lassen. Eine feine Sache..
Heute Abend geht es weiter damit.

Bis dann alles fertig ist, ist es so kurz nach 20:00.

Wie ihr seht, mein Tag hier ist immer ganz schön voll und bisher hatte ich noch gar keine Lust, zwischendurch irgendwo hin zu fahren.
Ich hab mir das für Sonntag vorgenommen, wo ich frei habe. Vielleicht schaffe ich es ja auch eher.
Durch die doch sehr anstregende körperliche Arbeit jedoch, bin ich immer so k.o., dass ich eigentlich nur noch schlafen könnte, sobald ich mein Zimmer betrete.
Nunja, ich hab ja noch Zeit und das Sehenswerte läuft schon nicht weg..
Planmäßig bin ich jetzt noch bis übernächsten Montag hier - also noch 1,5 Wochen.

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