Montag, 3. Mai 2010

Zurück in der Zivilisation ...

... wobei, Invercargill als "Zivilisation" zu bezeichnen, ist eigentlich schon eine Pointe für sich, die wohl nur derjenige versteht, der schon mal hier war.
Für mich jedenfalls ist es seit heute Morgen um halb 10 der Nabel der Welt, die Metropole, das Herzstück des Lebens, der heilige Boden, das Kultur- und Shoppingzentrum, der Weg zurück zu meinem Ich..... *lach*
Naja, ganz so "schlimm" ist es nicht.
Es ist ein ungewohntes Gefühl, wieder Autos um sich zu haben, Menschen in der Masse und Häuser, Läden und Leben...

Um 8:50Uhr hob ich ab - auf dem Co-Pilotensitz der 7-sitzigen Passagiermaschine.
Ich flog über die Halfmoonbay und sah im Sonnenaufgang alles unter mir, was mich die letzten zwei Monate begleitet hat - das Hotel, meine Unterkunft, die Schule, den kleinen Laden, die Post ...im Zeitraffer lief ein Film vor meinem geistigen Auge ab - die Erinnerungen flashten vorbei, wie Blitzlicher..
Ein Auf und Ab der Emotionen liegt hinter mir.
Ich kam auf die Insel, als ich mich in einer Situation befand, die danach schrie, einen Cut zu machen - eine Auszeit zu nehmen und neue Perspektiven zu entwickeln. Es fiel mir nicht immer leicht. Ich habe viel gehadert mit der Ungerechtigkeit des Schicksals und hätte ich in der ein oder anderen Situation nicht Carina bei mir gehabt, wäre es mir sicher oft noch schwerer gefallen, neue Blickwinkel entwickeln zu können. Wie schwer fiel es mir, zu glauben, dass sich Blickwinkel ändern werden - aber sie taten es. Heute sage ich, dass mir Stewart Island gut tat. Ich habe den Abstand gewonnen, den ich gewinnen wollte. Ich habe nichts vergessen, keine Sekunde, aber ich bin wieder ich und Erinnerungen ein Teil von mir, der mir nicht mehr weh tut. Liebeskummer vergeht... langsam .. aber er vergeht ... Vielen Dank liebes Gehirn, dass auch mir diese genetische Veranlagung gegeben ist.

Nun sitze ich an dem Ort, wo ich mit Carina die letzte Stunde vor unserem Ablugf im Februar verbrachte.
Im Cafè mit einem leckeren Frappè vor mir. Carina, wie versprochen, ich denke gerade an dich! Du fehlst mir jetzt schon. Es war eine tolle Zeit mit dir, auch wenn du es bestimmt nicht immer leicht mit mir hattest.. ich bin gelegentlich halt doch ein egoistisches Einzelkind. Danke für deine Tolleranz, deine unendliche Empathie, deinen positiven Blick auf so Vieles, Danke fürs gemeinsame Lachen, Träumen, Albern sein, Danke fürs Zuhören, dafür, dass du da warst, wenn Tränen kullerten und meine Emotionen mich lähmten, Danke für unsere unvergesslichen "Siedler-Abenteuer", für die Hilfe beim Dishwashen und Kellnern... Ich bin dankbar und glücklich, dich getroffen zu haben und 3 Monate meiner Zeit in Neuseeland mit dir geteilt zu haben. Dankeschön für Alles! Du bist ein toller Mensch! Und darum freue ich mich auf den 23.06. auf Auckland und auf Perth - ich glaube, dann hab ich Freudentränen in den Augen :o)

Erstmal aber hatte ich Freudentränen in den Augen, als ich meinen Van am Flughafen wieder in die Arme schliessen konnte.
Durch den offensichtlichen Starkregen, fand ich ihn sauberer vor, als ich ihn verlassen hatte und als er dann sogar ansprang (ich rechnete mit einer geknickten Batterie), war meine Freude grenzenlos.
Da mein WOF (TÜV) bereits Ende April ausgelaufen war, steuerte ich sofort eine entsprechende Vehicle Testing Station an.
Fazit: alles soweit ok - ABER: Leider erst nach Erneuerung des linken Vorderrades und Anschaffung eines "Gummirutschschutzes" für das Bremspedal. Während die Suche nach Letzterem mich mehr Sprit als alles Andere kostete (1€ für das Gummiding), war der finanzielle Schmerz fürs linke Vorderrad schon eindrucksvoller. Da ich allerdings wenig Lust hatte, ganz Invercargill nach Reifenpreisen zu durchforsten, machte ich jetzt keinen so großen Akt aus dieser Radaktion und liess mir das Ding in der nächstbesten Werkstatt wechseln... 60€ ärmer, dafür aber im Anschluss mit nun gültiger WOF-Plakette, bin ich zufrieden, dass das Kapitel halbwegs in finanziellem Rahmen überstanden ist.

Im Anschluss ging es shoppen für mich.
Nachdem das Auto einen neuen Reifen bekam, entschied ich, dass auch mir etwas Neues zusteht.
Hat jemand von euch eine Vorstellung, wie das ist, wenn man 6 Monate in den selben Klamotten umher läuft .. die beiden letzten Monate davon nochmal in 50% reduzierter Auswahl ... und dann in einem Kaufhaus steht. Ich sage euch, es ist übel.. ganz übel ...
Der Impuls, sich selbst mal wieder in einer anderen optischen Erscheinung sehen zu wollen, ist derart übermächtig, dass sämtliche Verstandszellen des Gehirns mal eben ausgeschaltet werden. Aber ich sag euch nochwas: Ich hab das durchschaut! Und nichts gekauft - außer eine Hose.
Ja, das Hosendrama hatte ich ja schon vor meiner Stewart Island Zeit erwähnt. Nun endlich erstand ich ein akzeptables Exemplar. Was ist das für ein Gefühl, plötzlich eine Hose zu besitzen, die auch ohne Gürtel hält. Inzwischen ist ja mein ursprünglicher Hosenbesitz allesamt zu sehr lockeren Hosen mutiert, sodass es sich wahrlich seltsam anfühlt, eine Hose zu tragen, die an Oberschenkeln, Hintern und Bauch nicht umherschlabbert.

Gleich geht es noch in den Supermarkt und dann werde ich mich mal auf Campgroundsuche machen.
Ich muss noch meine ganzen Klamotten sortieren und mich vor Allem rüsten, für eine Nacht im Schlafsack und ohne Heizung
.

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