Donnerstag, 12. August 2010

Outbacktour - The Center of Australia

Während im holperigen Bus noch 5 Stunden Rückfahrt nach Alice Springs vor mir liegen, nutze ich die Zeit, um die letzten 3 Tage im Outback Revue passieren zu lassen und gleichzeitig meinen Blogeintrag vorzubereiten.
Wahrlich geflashed von den Erlebnissen der letzten Tage, werde ich wohl mal wieder einige Zeit brauchen, um zu begreifen, was genau ich da eigentlich erlebt habe und um wieviel sich mein "inneres Schatzkästchen an Eindrücken" weiter gefüllt hat.
Kurz gesagt: Es war toll! Es war eine Menge von dem, was ich bisher nie getan habe und eigentlich auch dachte, niemals zu tun. Es war ein Abtauchen in eine andere Welt.. und es hat sich gelohnt!


Samstag, 1. Tag


Früh um 6:00 Uhr wurde ich aus meinem Hostel abgeholt und mit mir, nach und nach alle anderen 18 Mitreisenden eingesammelt. Es war mal wieder kalt - arschkalt, genau genommen, -2°C. Die Anzahl der Deutschen überwog einmal mehr - wie soll's auch anders sein. Der Altersdurchschnitt lag allerdings weit unterm "Grauhaarföhnfrisuren-Wert".
Für die kommenden Tage waren wir nun eine Gruppe und die Fahrt begann mit dem üblichen "Gruppenbildungsprozess-Spielchen" ... sich vorstellen und "Kleingruppenarbeit", würde der Fachbegriff das kommende Prozedere beschreiben. Nunja, nicht ganz so meins, aber offensichtlich doch immer wieder pädagogisch wertvoll.
Der erste Tank- und Zwischenstop wurde auf einer Kamelfarm eingelegt. Auch hier war mein Interesse mäßig, da ich dieser Form von Tierhaltung und Vermarktung derer an Touristen, nicht so viel abgewinnen kann. Somit war ich nicht wirklich an einem Kamelausritt auf einem Oval Steppe interessiert, umso mehr dann aber an den frei lebenden Kamelherden, die wir im Laufe der Fahrt links und rechts der Straße in den Weiten des Outbacks sehen würden. Das australische Outback beheimatet übrigens die größte Anzahl wilder Kamele weltweit. Wer hätte das gedacht? Meine mageren Geografiekentnisse hätten diese Tatsache eher Richtung Afrika bzw. in den arabischen Raum gesteckt. Nunja, wer Nepal auf der Weltkarte in Südamerika suchen würde (wie gut, eine angehende Geografielehrerin an seiner Seite zu haben - Danke Anja, für die Richtigstellung meines "Falschwissens"), dem sei dieses Unwissen doch allemal verziehen...
Nach stauenden Blicken aus der Fensterscheibe, wurde somit mein Repartoir an gesichteten Wildtieren um etliche Kamele erweitert, als auch um Dingos (Wildhunde), die wir ebenfalls sichten konnten. Alles andere Getier blieb mir, zumindest rein optiscch wahrnehmbar, erspart. Also keine Schlangen, Spinnen, Giftfrösche, Skorpione oder sonstige unheilvoll oder fragwürdig anmutende Geschöpfe, welche ja immer wieder mit der Wildniss Australiens assoziert werden. Alles ruhig und friedlich und unenendlich.... so unendlich, dass man Rückenschmerzen bekommt vom Sitzen in den nicht wirklich gemütlichen Sitzen des Busses...
Irgendwann kamen wir dann am Ziel Nummer 1 an: dem Kings Canyon.
Das Gebiet erinnerte mich erneut an den Grand Canyon, nur kraxelten wir diesmal nicht im Rentergrüppchen durch das Gestein, sondern durchaus in jugendlich frischem Rahmen ziemlich vertikal, denn horizontal.... Vor uns lang ein 7km langer Rundwalk, der, wie soll es auch anders sein, mit einem steilen Aufstieg begann. Wandern, steil Bergauf, und das dann auch noch in einer Gruppe. Das bedeutet, Stärke zeigen. Nicht jammern, maulen, keuchen, keiner der mein Gepäck trägt oder mich im Zweifelsfall zieht und schiebt. Maximal das eigene Ego, sich keine Blöße vor den anderen Geben zu wollen. Somit schwang ich mich, schwitzend und dennoch so cool aussehend, es denn ging, den Steilhang hinauf, der schier endlos wirkte und sich hinter jedem vermeintlichen Sattelpunkt, ein neuer aufat. Getarnt als Fotostops versuchte ich meine Pausen halbwegs in Grenzen und mein Tempo halbwegs in der Waage mit den Anderen zu halten.... Nunja, es Japsten schließlich alle und im Nachhinein hatten wir alle das gleiche Gefühl, wie tierisch anstrenged das doch war und das die Tour dann durchaus auch gereicht hat.
Nach guten 3 Stunden Wanderung, die ja, da kann man nix sagen, ein ziemlich tolles Panorama und tolle Blicke auf den Canyon boten, ging es dann k.o. und durchgeschwitzt weiter. Dass es an diesem Abend keine Gelgenheit zu einer Dusche geben würde, wußten wir bereits... Verlegenes Naserümpfen...
Nächster Halt war dann irgendwo im Busch: Holz sammeln.
Ja, so war es der Plan, im Freien zu übernachten. Und damit uns verwöhnten Travelern nicht jede Gliedmaße einzeln abfriert, strauchelten wir lustlos durchs Gestrüpp und zogen fleißig mehr oder wenig lebende Bäume und Baumäste im Idealfall mit kompletter Wurzel, aus dem Busch. Diese wurden dann auf dem Anhänger verladen und weiter ging es zu einem kleinen Hügel: Sonnenuntergang gucken. Rings um uns nix, außer Busch. Wie bereits erwähnt, ist dieser bisher viel Grüner und Blühender als gewöhnlich. Während die Durchschnittniederschlagsmenge im Winter wohl bei 50ml liegt, war sie in diesem Winter bei 500ml. Dem entsprechend zeigte sich das Outback viel farbenprächtiger, als dies eigentlich normal der Fall ist.
Nach dem Sonnenuntergang wurde es auch recht schnell dunkel und ehe wir noch unser Nachtlager erreichten, sahen wir die Hand vor den Augen nicht mehr.
Zielgerichtet steuerte unser Guide einen Platz im Busch an, wo unsere Übernachtungsstelle sein würde.
Inzwischen war von den sommerlichen Tagestemperaturen nicht mehr viel übrig und es wurde nach und nach empfindlich kalt. Somit hieß es, so schnell wie möglich das Feuer in Gang bringen. In geteilter Gruppenarbeit klappte es mit der Aufgabenverteilung recht gut und ein gutes Stündchen später, saßen wir auf unseren zusammengerollten Swaks um das Lagerfeuer mit einer Schüssel Nudeln und Hühnchenfleisch in der Hand. Das tat gut - Wärme und Essen!
Eine Toilette oder einer Dusche bzw. ein Waschbecken gab es nicht mehr, somit mußten sämtliche Bedürfnisse dort verrichtet werden, wo sie den glücklichen Besitzer einer Taschenlampe, hin führten...
Ein Hoch auf mein Stirnlicht, dass mir zum ersten Mal mehr als snnvoll zur Seite stand.
Mit Ankündigung der Aufstehzeit am kommenden Morgen, um 5:30Uhr, begann recht schnell der allgemeine Aufbruch. Die Swaks (dicke, beschichtete Schlafsäcke) wurden ausgerollt, eigene Schlafsäcke hinein gestopt und das Prinzip "Zwiebel" in Sachen Schlafgarderobe angewandt. Da alle gleichermaßen seltsam aussahen bzw. man im Dunkeln eh nix sah, war es im Grunde egal, was einen wärmte, Hauptsache war, dass es wärmte...
Nach doch sehr aufwändiger "Einbettung" sternenförmig um das Lagerfeuer herrum, hoffte ich inständig, in der Nacht nicht aufs Klo zu müssen. Aus vielerlei Gründen käme mir das so gar nicht gelegen. Vielmehr konzentrierte ich mich darauf, meinen Blick in den Sternenhimmel zu richten, der sich in unbeschreiblicher Klarheit unendlich über uns erstreckte. Ein Meer aus Lichtern am Himmel - unglaublich schön und so eindrucksvoll, wie ich es tatsächlich noch nirgends zuvor gesehen habe, als hier im Zentrum des australischen Nichts.Traum und Wirklichkeit verschwammen im endlosen Blick ins Universum - einfach wunderschön, magisch und mystisch...

Kings Canion



Sonntag, 2. Tag

Etwas fröstelnd im Bereich meiner Hüften und meiner Nase, schlief ich doch besser als erwartet, sodass ich verwundert war, als die Uhr schon 5:30Uhr zeigte und wir von loderndem Feuer geweckt wurden, was der Guide bereits für uns entzündet hat.
Da ja die morgendliche Dusche weg fiel, beschränkte sich alles darauf, die Schlafplätze aufzulösen - alles Einpacken und Verstauen. Das Frühstück, insbesondere die Heißgetränke, fanden reißenden Absatz und noch immer im Dunkeln ging es weiter Richtung Tagesziel - den Olgas bzw. Kata Tjuta.
Vorher nochmals Holz sammeln, in ähnlicher Lustlosigkeit wie Tags zuvor sowie zudem noch mit halb steif gefrorenen Gliedmaßen (es war trotzdem "cool") und auf einem Hügel den Sonnenuntergang ansehen, der etwa kurz vor 7 alles um uns herrum wieder zum Leben erweckte, einschließlich uns.
Gegen 10:00 kamen wir dann bei den Olgas an und es ging erneut zu einer Wanderung. Diesmal waren es 7,5km. Zwar auch steil, aber nicht mehr ganz so wie Tags zuvor. Kata Tjuta sind, ähnlich wie der Uluru, rund wirkenden rot-braune Riesensandstein"kugeln", die etwas aussehen, wie mehrere Puddings in der Landschaft. Der Uluru ist allerdings ein einziger Rock in der Landschaft, Kata Tjuta sind mehrere aneinander.
Ganz anders also als die Canyonlandschaft zuvor und daher auch für mich noch spektakulärer, da ich bisher noch nie eine solche Art von landschaftlicher Formation gesehen habe. Die Wanderung durch das "Valley of the winds" war schweißtreibend, doch die Faszination vom Ort, an dem ich mich gerade befand, überwog alles und ich genoss, was das Zeug hielt. Alter Schweiß traf neuen Schweiß ... naja, am Abend wird es Duschen geben und irgendwie verbindet gemeinsames Stinken ja auch...Fettige Haare weniger, somit war die Mütze an diesem Tag lebensnotweniges Accessoire.
Nach Regeneration unserer Gliedmaßen und Atemwege ging es weiter zu DEM Wahrzeichen des Landes, dem Uluru (bzw. Ayers Rock). Majestätisch ragte er uns entgegen und es fiel schwer, die Blicke nicht auf ihn zu richten. Im Uluru-Cultural-Center konnte man sich über Sämtliches, rund um den Rock informieren, bevor bereist der nächste gut einstündige Walk auf uns wartete - der Mala Walk. Der Guide begleitete uns und erzählte uns eine Menge Geschichten und Mythen über den Berg.
Man muß sich vorstellen, dass der Berg nicht komplett ebenmäßig glatt ist, sondern teilweise löchrig und unterschiedliche geformt. Zu fast allen "Unebenheiten" gibt es Mythen und Geschichten. Ein paar davon erzählte er uns.
Auch ein Aufstieg auf den Uluru ist prinzipiell möglich (und wurde auch sichtlich rege praktiziert), wobei dies von den Aboriginals nicht gewünschst ist. Letztlich ist das Land um den Uluru Aboriginalland in Verwaltung durch die australische Regierung. Diese hat den Berg bisher nicht für den Aufstieg gesperrt. Für die Aboriginals aber ist es ein heiliger Berg, wo kein Tourist etwas drauf zu suchen hat. Somit appelieren sie auch im Besucherzentrum dahingehend, auf den Aufstieg aus Respekt vor dem Heiligtum der Aboriginals zu verzichten und ebenso darauf, an bestimmten Gebieten des Berges auf das Fotografieren. Diese sogenannten "Sacret Areas" waren jeweils ausgewiesen am Berg. Für mich eine Selbstverständlichkeit. Und es bleibt zu Hoffen, dass Jedermann so denkt und ein Absperren des Berges für einen Aufstieg nicht mehr notwendig ist.
Nach dem "Mala-Walk" und einer erschöpften Aufmerksamkeitsgrenze meinerseits, ging es zum allabendlichen Spektakel für jeden, der einmal am Uluru steht - dem Schauen des Sonnenunterganges mit Blick auf den Uluru.
Die Sonne scheint dabei direkt den Berg an und je tiefer der Sonnenstand wird, desto mehr verändert sich die Farbe des Berges. Ein Spektakel seinesgleichen. Reisebusse über Reisebusse karren Touristen an die sog. "Sunset-Areas", wo dann Tische aufgebaut werden und diejenigen, die eine etwas kostspieligere Tour gebucht haben, bei Sekt und Häppchen das Panorama genießen können. Ein bizarres Schauspiel.
Auch wir konnten uns dem "Riesen" nicht entziehen und starrten gebannt in die gleiche Richtung, wie hunderte anderer Augenpaare - Wunderwelt Natur...
Während wir schauten, bereitete unser Guide Abendessen vor und wir genossen anstelle von Fingerfood unser Chilli auf dem Sunser Area. Wir waren schließlich die Letzten und verließen den Ort, als schon längst alle Sterne über uns leuchteten und die Venus am Hellsten...
Die 2. Nacht im Freien verbrachten wir zumindest auf einem Campground, was unsere Vorfreude auf eine Dusche ins Unermäßliche steigen ließ. Wohlige Laute der Entspannung waren aus dem Duschtrackt der Mädels zu entnehmen und mein Fön wurde zum Heiligtum des Abends...
Schon ganz der Outbackvollprofi wickelte ich mich am lodernden Lagerfeuer gekonnt in meine zweifelslos gewagte Mischung aus unterschiedlichen Kleidungsutensilien, welche zum Teil doch arg zweckentfremdet wurden. Praktikabel und gut verpackt versank ich erneut in meinen Träumen unter einem Meer von Sternen....

Kata Tjuta



Montag, 3. Tag

Um 5:40Uhr war die Nacht zu Ende und es hieß: Packen.
Für uns stand die erneute Direktfahrt zum Uluru an - Sonnenaufgang am Rock gucken und währenddessen dort dann Frühstücken. Kalt aber schöööön.
Anschließend machten wir uns auf den 7,5km langen Weg um den Rock herrum. Der Weg ist komplett eben und damit eher ein ausgedehnter Spaziergang.
Nach guten 2,5 Stunden waren wir herrum und es ging mit Zwischenstops auf den Rückweg nach Alice Springs - 500km.

Ja, und nun sitze ich hier im Bus.
In 3 Stunden fährt mein Zug nach Darwin und ich merke, dass es doch so schnell vorbei zieht, dass ich gar nicht hinterher komme damit, meine Eindrücke zu verarbeiten. Die letzten 3 Tage waren einfach toll und all das, was ich mir von dieser Tour erhofft und erwartet habe, ist in Erfüllung gegangen. Wenngleich ich in manchen Momenten auch dachte, ob es so klug war, mir das hier anzutun. Doch, es war klug - sehr sogar - den es war zweifelsohne einer meiner Höhepunkte bisher.

Uluru



(Leider kann ich die Bilder in den Alben nicht beschriften, da das Internet mal wieder mehr als langsam ist....)

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